Stiftung Kindergesundheit
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KINDERGESUNDHEITSBERICHT 2022

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Kindergesundheitsbericht 2022

Wie steht es aktuell um die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland?

 

Wie geht das deutsche Gesundheitssystem mit ihren Bedürfnissen um?

 

Was läuft schon gut und wo gibt es Verbesserungspotentiale?

 

Diesen Fragen geht der „Kindergesundheitsbericht 2022“ auf den Grund. Er fasst die wichtigsten Daten aus verschiedenen Studien der letzten Jahre zusammen. Er soll als zentrale Informationsgrundlage für die notwendige gesundheitspolitische Diskussion und die Orientierung von Entscheidungsträgern dienen. Neben der wissenschaftlich fundierten Datensammlung soll der Bericht mögliche Lösungswege anhand von einigen Maßnahmenvorschlägen konkret machen. Jedes Kapitel ist mit Handlungsempfehlungen versehen.

 

Kapitel 1: Krise der Pädiatrischen Versorgung durch ökonomische Zwänge

Die Kinder- und Jugendmedizin ist in ihrer Gesamtheit der komplexeste und vielschichtigste aller medizinischen Fachbereiche. Kinder- und Jugendärzt* innen decken tagtäglich ein breites Spektrum an kindermedizinischen Krankheitsbildern ab, die einer hoch individualisierten medizinischen Behandlung sowie enger persönlicher Zuwendung durch Pflegekräfte und Ärzt*innen bedarf. Die Pädiatrie ist deshalb personal- und kostenintensiv. Zudem sind die Vorhaltekosten besonders hoch, denn etwa 70 bis 80 Prozent der Krankenhausaufnahmen von Kindern und Jugendlichen erfolgen ungeplant wegen akuter Erkrankungen. Bedauerlicherweise sind weder diese Mehrkosten noch das dafür notwendige Personal durch das aktuell geltende Entgeltsystem für stationäre Leistungen ausreichend abgedeckt, sodass Krankenhäuser zur Begrenzung des resultierenden Defizits pädiatrische Kapazitäten abbauen. Durch unzureichende Ausbildung von Kinder- und Jugend*ärztinnen und auf Kinder spezialisierten Pflegekräften kommt es zudem zu zunehmend
starken Personalengpässen. Dies führt zu einer unzureichenden Versorgung von kranken Kindern und Jugendlichen mit vermeidbaren Schädigungen. Zur Sicherung der stationären wie ambulanten Versorgung von Kindern und Jugendlichen sind dringend gesundheitspolitische Maßnahmen zu ergreifen.

 

Bild: shutterstock

Kapitel 2: Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Die Covid-19-Pandemie hat Kinder, Jugendliche und deren Eltern seelisch stark belastet. Und auch 1,5 Jahre nach Pandemie-Beginn war der Anteil derer, die sich belastet fühlen, noch stark erhöht. Das ist das Ergebnis der bundesweiten COPSY-Studie, in der über 2000 Familien dreimalig zwischen 2020 und 2021 befragt wurden. Während der Covid-19-Pandemie haben psychische Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie deutlich zugenommen. Auch bei spezifischen Auffälligkeiten wie Ängstlichkeit oder depressiven Symptomen zeigte sich ein Anstieg im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie. Sämtliche Befragungen der COPSY-Studie haben ergeben, dass sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche besonders stark belastet sind. Familiäre, soziale und persönliche Ressourcen zeigten sich als wichtige Stützen, um die Belastungen durch die Coronakrise auffangen zu können. Um besonders stark belastete Familien und deren Kinder zu unterstützen, bedarf es nachhaltiger gesamtgesellschaftlicher Strategien, die verhindern, dass die soziale Ungleichheit während Krisen weiter verschärft wird, und bewirken, dass der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen eine höhere Bedeutung zukommt.

 

Bild: unsplash/Kinga Cichewicz

Kapitel 3: Chronische Gesundheitsstörungen - Transition

Laut der KiGGS-Studie des RKI ist jedes sechste Kind chronisch krank. Unter einer chronischen Krankheit versteht man eine langandauernde, häufig lebenslange und nicht heilbare Beeinträchtigung mit starker Einschränkung der Betroffenen in ihrem Alltag. Für die betroffenen Familien bedeutet dies eine große Belastung. Die Versorgung von Kindern und Jugendlichen mit chronischen Gesundheitsstörungen (chronische Krankheiten oder Behinderungen) ist durch eine Reihe von Problemen gekennzeichnet. Dazu gehört u. a. eine Fragmentierung der Versorgungsangebote, eine mangelhafte Qualität sowie eine Über- oder Unterversorgung. Auch der Transitionsprozess, also der Übergang von der pädiatrischen in die Erwachsenenmedizin, ist von zahlreichen Hürden geprägt. Ziel muss es sein, in Deutschland eine familienzentriertere Versorgung zu etablieren, die Kooperation zwischen gesundheitlichen Einrichtungen zu verbessern sowie die Transitionsmedizin flächendeckend auszubauen und finanziell abzusichern.

 

Bild: pixabay/TesaPhotography

Kapitel 4: Versorgung von Kindern mit seltenen Erkrankungen

Etwa vier Millionen Menschen in Deutschland haben eine Seltene Erkrankung. Ein Großteil von ihnen sind Kinder. In der Öffentlichkeit wird ihnen wenig Aufmerksamkeit zuteil. Ihre Versorgung ist mit besonderen Herausforderungen verbunden. Hierzu zählen insbesondere, dass ihre Behandlung komplex ist, eine multiprofessionelle Begleitung erfordert und dementsprechend kostenintensiv ist. Entscheidend ist außerdem eine gute Vernetzung der Versorgungsstrukturen sowie eine Förderung von Forschung. Auch die Weiterbildung des medizinischen Fachpersonals ist von enormer Bedeutung. Ziel muss es insgesamt sein, dass auch Kinder mit Seltenen Erkrankungen Zugang zu bestmöglicher medizinischer Versorgung und zu neuesten Forschungsentwicklungen erhalten.

 

 

 

 

Bild: unsplash/ Danny Nee

Kapitel 5: Vorsorgeuntersuchungen

Die Vorsorgeuntersuchungen für Kinder und Jugendliche (U1 bis U11 sowie J1 und J2) sind ein zentraler Baustein der Sicherstellung einer gesunden Entwicklung Minderjähriger. Die U-Untersuchungen stellen sicher, dass gesundheitliche Probleme und Auffälligkeiten frühzeitig erkannt und gegebenenfalls behandelt werden. Sie spielen auch eine zentrale Rolle beim Erreichen hoher Impfquoten. Die Inanspruchnahme der Vorsorgeuntersuchungen in Deutschland ist im frühen Kindesalter weiterhin hoch. Auch während der Coronapandemie wurden die meisten Termine fristgerecht wahrgenommen bzw. dem Pandemiegeschehen entsprechend nachgeholt. Lediglich bei den Jugenduntersuchungen (J1 + J2) bestehen weiterhin deutliche Nachhol- und Optimierungspotenziale. Hier setzte sich der negative Trend bei der Wahrnehmung von Vorsorgeuntersuchungen der letzten Jahre weiter fort.

 

Bild: pixabay/Semevent

Kapitel 6: Impfungen

Impfungen sind seit Jahrzehnten zentraler Baustein beim Erhalt der öffentlichen Gesundheit und eine wichtige Maßnahme, um vor schwerwiegenden Erkrankungen zu schützen. Die Impfquoten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland sind jedoch für viele Krankheiten zu niedrig bzw. stagnieren seit Jahren. Der Artikel stellt mögliche gesundheitspolitische Lösungs- und Maßnahmenvorschläge vor, die dabei helfen könnten, die Quoten für die von der STIKO empfohlenen Impfungen in Deutschland nachhaltig zu steigern.

 

 

 

 

 

Bild: pexels/Nataliya Vaitkevich

Kapitel 7: Sozioökonomischer Status und Kindergesundheit

Kinder und Jugendliche in Deutschland wachsen unter ungleichen Bedingungen auf. Lebensumstände wie Bildung, Einkommen der Eltern und Wohnverhältnisse haben direkten Einfluss auf ihren Gesundheitszustand. Kinder mit niedrigerem sozioökonomischen Status haben deutlich schlechtere Startchancen ins Leben. Ihre Mütter rauchen häufiger während der Schwangerschaft, sie werden seltener gestillt, ungesünder ernährt, leiden häufiger an chronischen Erkrankungen, Entwicklungs-störungen und psychischen Auffälligkeiten. Es muss ein zentrales Anliegen jeder Sozial- und Gesundheitspolitik sein, die sozioökonomische Diskrepanz der Gesundheitschancen bei den heranwachsenden Generationen mit noch stärkeren Kraftanstrengungen zu verringern. Dafür ist ein ressortübergreifender Aktionsplan notwendig.

 

Bild: pexels/Arthur Krijgsman

Kapitel 8: Ernährung und Übergewicht

Für Kinder und Jugendliche ist eine bedarfsgerechte und abwechslungsreiche Auswahl und Zusammenstellung der Mahlzeiten besonders wichtig. Studien weisen auf einen erheblichen Verbesserungsbedarf sowohl bei der Lebensmittel- als auch der Nährstoffzufuhr hin. Heranwachsende sollten mehr Obst, Gemüse und Getreideprodukte und weniger Fleisch und Wurst zu sich nehmen. Besonderes Augenmerk ist auf die Reduktion des hohen Zuckerverzehrs zu legen. Es ist Aufgabe der Gesundheits- und Ernährungspolitik, Gesundheitsrisiken, die im Zusammenhang mit dem Lebensmittelkonsum stehen, und die Verbesserung des Ernährungsverhaltens zu beeinflussen. Eine gesunde Schulverpflegung mit verbindlicher Umsetzung des DGE-Standards sowie eine Beschränkung der an Kinder und Jugendliche gerichteten Bewerbung ungesunder Lebensmittel sind zwei wichtige Maßnahmen, um die Ernährungssituation von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund einer pandemiebedingten Zunahme von Übergewicht und Adipositas unter Kindern und Jugendlichen.

 

Bild: pexels/Valeria Boltneva

Kapitel 9: Bewegungsaktivität und Bewegungsmangel

Etwa 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland bewegen sich nicht ausreichend. Mädchen und Jugendliche sind von Bewegungsmangel noch stärker betroffen als Jungen und Kinder. Damit Kinder und Jugendliche die empfohlene Bewegungszeit von 60 Minuten täglich erreichen, ist eine koordinierte intersektorale Zusammenarbeit verschiedener Akteure auf unterschiedlichen Steuerungsebenen notwendig. Denn Bewegungsförderung ist weder alleinige Aufgabe der Sportvereine noch der Schulen und Kindergärten. Ein bewegungsaktiver und gesunder Lebensstil im Kindes- und Jugendalter soll angeleitete und nichtangeleitete Sport- und Bewegungsaktivitäten in Alltag und Freizeit einschließen.

 

Bild: pixabay/lindsrw

Kapitel 10: Mediennutzung - Echte Gefahr oder Skandalisierung?

Die Dauer und Häufigkeit der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland nimmt seit Jahren zu. Die Coronapandemie führte noch einmal zu einer verstärkten Verlagerung des Freizeitverhaltens und des Soziallebens vieler Kinder und Jugendlicher auf digitale Medienangebote. Um dieser Entwicklung bestmöglich zu gestalten, bedarf es neben weiterer wissenschaftlicher Begleitung und Analyse einer Präventionsoffensive und einer deutlichen Förderung von Medienkompetenz. Die Bereiche Aufklärung und Vorsorge müssen mittels ergänzender Maßnahmen (u. a. kinder- und jugendärztliche Mediensuchtscreenings) gestützt werden. Auch gilt es die psychologische und psychotherapeutische Betreuung für von Medienmissbrauch betroffene Kinder und Jugendliche (sowie ihre Familien) auszuweiten.

 

Bild: pixabay/Oleksandr Pidvalnyi

Kapitel 11 : Klimawandel und Kindergesundheit

Bereits heute verursacht die globale Erwärmung des Klimas große Gesundheitsprobleme und wird in den kommenden Jahren zu massiv wachsenden gesundheitlichen Herausforderungen führen. Kinder und Jugendliche sind als vulnerable Gruppe in besonderem Maße von den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels betroffen. Die in Deutschland am wahrscheinlichsten und am häufigsten auftretenden Effekte sind eine Zunahme von vektorübertragenen Erkrankungen, allergischen bzw. respiratorischen Erkrankungen sowie Belastungen durch Extremwetterereignisse (Hitze) und UV-Strahlung. Das Ausmaß der Auswirkungen auf die Kindergesundheit ist bislang nur unzureichend untersucht. Der Kampf gegen den Klimawandel sollte insbesondere mit Blick auf Kinder und Jugendliche zentrales Motiv jedes gesellschaftlichen und politischen Handelns sein.

 

Bild: pexels/Anna Shvets

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