Medizin für Menschen - Ärzte fordern Rückbesinnung auf Heilkunst statt Profit

Die Logik der Ökonomie verdrängt das Ethos der Heilkunst. Sie macht unsere Klinik kaputt und gefährdet Patienten. Ärzte wehren sich - und fordern eine Wende.

Niemand entkommt dem Krankenhaus. Die meisten von uns verbringen ihre ersten Lebenstage dort, sehr viele ihre letzten Wochen und Monate. Dazwischen liegen Jahrzente, in denen wir immer wieder auf die Kliniken angewiesen sind - wegen Kreuzbandriss, Schlaganfall, Krebs. Oder zumindest darauf vertrauen müssen, dass sie im Notfall da sind, um zu helfen. Wir alle hoffen, im Krankenhaus Heilung und Linderung zu finden.

Diese Hoffnung wird zu oft enttäuscht. Patienten und Angehörige spüren, wenn sie Ärzte, Schwestern und Pfleger an sich vorbeihasten sehen, dass an diesem Ort der Einzelne mit seinen Beschwerden und Ängsten wenig zählt. Immer wieder erschüttern vermeidbare Skandale das Vertrauen: die Ausbrüche multiresistenter Keime, die Manipulation bei Wartelisten für Organspende-Empfänger. Oder die Berichte Angehöriger über die teils qualvolle lebensverlängernde Behandlung von Sterbenden, die eher dem Gewinn dient als dem Wohl des Todgeweihten.

Einzelfälle, hofft man. Dort, wo man selbst sich Ärzten anvertrauen muss, ist anders. Oder nicht?

Berhard Albrecht, Stern, 15. September 2019


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